SpessartTheater hautnah

Kaum eine andere Region wird so stark in Verbindung gebracht mit Räubern und der diebischen Zunft wie der Spessart. Zum einen ist es die historische Vergangenheit, die aufgrund der bitteren Armut, des dichten Waldes, der Zersplitterung des Gebiets und den damit verschiedenen Zuständigkeiten bei der Strafverfolgung den Nährboden für eine prächtige Entwicklung des Räuberwesens lieferte. Vor allem in der Zeit um 1800 nutzten die Banden den Wald als Versteck. Unterstützung fanden sie bei der einheimischen Bevölkerung, deren Dienste und Schweigen sie sich erkauften. Bad Soden-Salmünster ist als „Räubernest“ historisch verbürgt. Zum anderen ist es die Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ von Wilhelm Hauff, die eine romantisierende Sichtweise auf das sonst eher karge Leben wiedergibt. Die Ende der 1950er Jahre erfolgte Verfilmung zählt zu den größten Erfolgen des deutschen Nachkriegskinos und hat bis heute den Bekanntheitsgrad des Spessarts für Generationen geprägt.  

Mit dem Vorhaben „Spessarträuber – Theater im Wald und in Wirtshäusern“ gilt es ein neuartiges Angebot zu schaffen, dass als szenisches Theater an ausgewählten Standorten den Zuschauer selbst zum Spieler werden lässt, ihm Raum für die eigenen Rolle und Teilhabe gibt.  

Das Projekt soll in interkommunaler Zusammenarbeit der Stadt Bad Orb und der Gemeinden Flörsbachtal und Jossgrund realisiert werden. Federführend für die Antragstellung ist die Stadt Bad Orb. Eine Unterstützung in der Umsetzung wie auch in der Vernetzung in der Region erfolgt durch SPESSARTregional.

Für die „Spessarträuber“ sollen 15-20 Laiendarstellern gewonnen werden, die in drei 5er Gruppen spielen können. Insgesamt sollen mindestens drei Szenarien erarbeitet werden, die eine Mischung aus historischer Führung, Theater und Improvisation darstellen. Die Einbindung der Zuschauer hat einen besonders hohen  Stellenwert. Zuschauer erhalten eine Aufgabe, die sie durchsetzen oder lösen müssen. Dabei entscheiden die Zuschauer selbst, wie weit sie selbst agieren wollen.

Das szenische Theater soll an ausgewählten Standorten und Wegstrecken stattfinden und so zur Authentizität des Spiels beitragen. Das können Wege und Plätze im Wald, die Scheune als Unterschlupf oder auch der Saal und das Gewölbe im Wirtshaus sein. Hier gilt es die Verknüpfung zur Initiative „Wirtshaus im Spessart“ herzustellen.

Die Entwicklung der Stücke soll unter Einbindung einer fachlich versierten theaterpädagogischen Leitung und regionaler Experten erfolgen, so dass geschichtliche und sozialgeschichtliche Faktoren berücksichtigt werden können. Zusammen mit den Darstellern sollen die Charaktere erarbeitet und mit den Standorten verknüpft werden. 

Weiterer Baustein für eine authentische Darstellung sind die Kostüme der Schauspieler. Gerade hier soll mit allzu romantischen Vorstelllungen aufgeräumt werden und ein lebendiges Bild auf der Basis historischer Dokumente entwickelt werden. Vom Hut bis zu den einfachen Stiefeln und Schuhen, vom Wams bis zur Büchse, ist die Ausstattung im Detail zu entwickeln.