Innenentwicklung ist auch im ländlichen Raum ein aktuelles Thema – doch wie kann sie gelingen? Das Netzwerk Daseinsvorsorge, bestehend aus Vertretern von rund 20 ländlich geprägten Landkreisen, Regional- und Planungsverbänden sowie interkommunalen Kooperationen aus ganz Deutschland, war in der vergangenen Woche zu Gast bei SPESSARTregional und der Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung des Main-Kinzig-Kreises. Das Netzwerktreffen startete am 22. Oktober in Bad Soden mit einer Exkursion zum Themenschwerpunkt Innenentwicklung Richtung Wächtersbach. Bürgermeister Andreas Weiher präsentierte das neu sanierte Schloss, das nun als Rathaus fungiert und schilderte die eindrückliche Entwicklung des Gebäudes und dessen Außenanlage zu einer „neuen, altenMitte“ der Stadt, was bei den Bürgerinnen und Bürgern zu einer neuen Identifikation mit der eigenen Stadt geführt habe.
Das in Prozessen der Innenentwicklung viele Herausforderungen genommen werden müssen und (Einzel-)Gespräche mit Bürger:innen und Nachbarn sowie Flächenneuordnungen notwendig sind, um einen Ortskern der Zukunft zu entwickeln, veranschaulichten Architekt Klaus Heim und Rainer Schreiber, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Jossgrund, am Beispiel der neu gestalteten Dorfmitte in Jossgrund-Pfaffenhausen. Von der „Dorfscheune“ ausgehend präsentierten beide bei einem kleinen Ortsrundgang die Ergebnisse des gelungenen Innenentwicklungs- und Modernisierungsprozesses und boten Raum für Diskussionen zu künftigen Herausforderungen wie etwa der Anpassung der Daseinsvorsorge an demografische Veränderungen, die Sicherung von Infrastrukturangeboten und die Stärkung regionaler Kooperationen.
Den Abschluss der Netzwerks-Exkursion bildete ein Besuch in der Boulder Church Bad Orb. Das Projekt zweier Freunde und begeisterter Boulderer beeindruckte durch seine gelungene Umsetzungund stellte gleichzeitig ein immer aktueller werdendes Problem, das Leerstehen von Kirchengebäuden, in den Mittelpunkt. Die teilentweihte Kirche in Bad Orb ist heute, nach einigen Jahren Leerstand, Anlaufpunkt für viele Kletterbegeisterte über die Region hinaus geworden und bietet zwischen Aschaffenburg, Fulda und Frankfurt nun das dringend benötigte Angebot für alle, die sich dem Sport verschrieben haben oder ihn einmal ausprobieren wollen. Das die Wiederbelebung der Kirche durch ihre neue Nutzung dazu geführt hat, dass im hinteren Teil des Gebäudes entgegen der deutschlandweiten Entwicklung wieder kleine Gottesdienste stattfinden und auch für Jugendliche immer stärker zum gemeinsamen Treffpunkt wird, beeindruckte die Teilnehmenden.
Den zweiten Tag nutzten die Netzwerkmitglieder, um am Fachforum Innenentwicklung „Zwischen Scheunenabriss und Bauturbo“ im SpessartForum in Bad Soden-Salmünster teilzunehmen. Anhand vieler praktischer Beispiele wurden dort Strategien, Instrumente und Perspektiven für die Innenentwicklung vorgestellt und Best Practice-Beispiele aus der Region von SPESSARTregional im Rahmen eines „Speed-Dating“-Formats erlebbar gemacht. Mit beinahe 150 Teilnehmenden stieß die Veranstaltung über die Region hinaus auf großes Interesse und war vollständig ausgebucht.
Das Netzwerk Daseinsvorsorge ist ein Zusammenschluss aus rund 20 ländlich geprägten Regionen aus ganz Deutschland und dient dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch, der Diskussion aktueller Herausforderungen und der Erarbeitung von themenbezogenen Projekten und Lösungsstrategien. Auch in Zukunft will das Netzwerk Daseinsvorsorge den Wissenstransfer zwischen den teilnehmenden Regionen fördern und neue Impulse für die Weiterentwicklung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen geben. Mehr Informationen zum Netzwerk Daseinsvorsorge finden Sie unter http://www.regionale-daseinsvorsorge.de/
